RENÈ DESCARTES RATIONALISMUS

descar.gif (4622 Byte)Descartes Suche galt einem sicheren Fundament, auf dem sich alle weitere Erkenntnis aufbauen sollte. Die Methode, die Descartes für die Untersuchung verwendete, unterschied sich radikal von den bisher geübten Praktiken: Weder berief er sich auf die Offenbarung, noch - wie es im Mittelalter üblich gewesen war - auf philosophische Autoritäten der Vergangenheit wie Aristoteles, sondern er begann damit, an allem radikal zu zweifeln.

In seinen "Meditationes de prima philosophia" zweifelt Descartes "in drei Abschnitten":

Der Zweifel an der Wahrnehmungsfähigkeit der Sinnesorgane: Descartes stellt fest, dass seine Sinnesorgane ihn täuschen können (was wir zumindest mit Hilfe von Wahrnehmungstäuschungen und Vexierbildern nachvollziehen können). Er zieht nun - die für ihn logische - Konsequenz, den Sinnesorganen, die ihn auch nur einmal getäuscht haben, von nun an zu misstrauen.

Descartes führt nun seinen Gedanken weiter und stellt fest, dass Wissenschaften wie Physik, Astronomie, Medizin etc., die von der Betrachtung der zusammengesetzten Dinge ausgehen, anzuzweifeln sind. Im Gegensatz dazu stehen Wissenschaften wie Arithmetik, Geometrie u.s.w., welche sich, wie er sagt, wenig darum kümmern, ob sie in Wirklichkeit vorhanden sind oder nicht, da sie nur von den einfachsten und allgemeinsten Gegenständen handeln.

Nun beginnt Descartes sein Gottesbild anzuzweifeln. So sagt er, dass in seinem Glauben zwar eine alte Überzeugung verwurzelt sei, dass es einen Gott gebe, er sich aber nun nicht mehr im Klaren sei, ob sein Gottesbild, so wie er es sich im Laufe der Jahre geschaffen habe, mit der Wirklichkeit übereinstimme oder ob auch dies anzuzweifeln sei. So kommt es zu der Überlegung, dass es sich bei Gott nicht zwangsläufig um einen allgütigen, sondern z.B. auch um einen dämonischen Gott handeln könne, der uns alle Sinneseindrücke, alles, was wir sehen, hören, fühlen, nur vorgegaukelt.

Nun hat es den Anschein, als bleibe bei Descartes radikalen Zweifelversuchen überhaupt nichts mehr übrig, das nicht anzuzweifeln sei. Natürlich glaubt Descartes nicht wirklich, er würde die ganze Zeit nur von einem Dämonen getäuscht und nichts um ihn herum würde tatsächlich existieren. Für ihn ist dieser radikale Zweifelversuch nur Methode, um zu einer absoluten Nullpunktsituation des Denkens zu gelangen. Wenn man an allem zweifeln kann, dann bleibt, so Descartes, als einzige unbezweifelbare Gewissheit der Akt des Zweifelns selbst. Alle Inhalte meines Wissens, alles, was ich über die Welt und mich denke und für wahr halte, kann falsch sein. An diesem Nullpunkt angelangt findet Descartes nun eine Wahrheit, die für ihn absolut sicher und durch nichts anzuzweifeln ist: "Cogito ergo sum." (= Ich denke, also bin ich.) Dass hier ein Ich ist, das denken kann, dass es sich irrt, ist unbezweifelbar. Ich denke und deshalb weiß ich, dass ich bin. Selbst wenn in der Welt absolut alles anzuzweifeln ist, so ist doch die Tatsache, dass man zweifelt absolut sicher, denn Zweifeln ist eine Art des Denkens und das Denken setzt einen Denkenden voraus. Ob die Form des Denkenden, so wie er sie wahrnimmt, nun der Wirklichkeit entspricht, sei dahin gestellt. Dass aber der Denkende existiert, ist unumstößlich.

Nun ist diese Gewissheit aber "leer", d.h. es handelt sich nur darum, dass ich denke. Es wird nichts über Inhalte gesagt: Wer ich bin und was ich denke, ist weiter unsicher. Descartes muss also sehen, ob er zu inhaltlichen sicheren Gewissheiten kommen kann. Diesen Schritt vollzieht er über eine Art Gottesbeweis:

"Ich finde in mir die Vorstellung Gottes. Aus der äußeren Sinneswahrnehmung kann ich sie nicht haben, erfunden haben kann ich sie auch nicht, weil ein endliches Wesen wie der Mensch nicht von sich aus den Gedanken eines unendlichen Wesens erzeugen kann. Deshalb kann sie mir nur von Gott selbst eingegeben worden sein. Da Gott wahrhaftig ist, ist die Annahme eines bösen Geistes, der mich täuscht, hinfällig. Alle Vorstellungen, die ich in mir, unabhängig von der Sinneserfahrung, klar und deutlich einsehe, stammen von Gott und täuschen mich nicht."

Descartes greift in seiner Argumentation also auf die Existenz Gottes zurück, um zu erklären, wie wir zu angeborenen Vorstellungen kommen und warum sie wahr sind.

Es gibt nach Descartes drei Arten von Vorstellungen, die er Ideen nennt:

  • angeborene Ideen (z.B. Gott, Unendlichkeit, Ausdehnung, die Axiome der Mathematik);
  • Ideen, die aus der inneren Einbildungskraft entstehen (Phantasiegebilde);
  • Ideen, die aus der äußeren Sinneswahrnehmung kommen (z.B. Gestalt, Größe, Anzahl von Dingen).

Damit eine Erkenntnis sicher ist, muss sie auf den Prinzipien beruhen, die mit den angeborenen Ideen gegeben sind.

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