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FREUDS NEUROSENLEHREDer vielfach verwendete Begriff Neurose bereitet erhebliche Definitionsprobleme, insbesondere hinsichtlich der Frage, ob jemand schon "neurotisch krank" ist oder noch gesund. Ganz allgemein gilt auch heute noch Freuds Ansicht, dass zwischen Normalität und Neurose fließende Übergänge bestehen. Entscheidend bei der Diagnose einer neurotischen Störung ist die Frage, ob der Betreffende in der Lage ist, ohne allzu große Konflikte und mit ausreichender Befriedigung zu leben, zu arbeiten und Beziehungen zu anderen Menschen einzugehen und aufrechtzuerhalten. Sigmund Freud nahm an, dass eine Neurose auf einer fehlerhaften Sexualentwicklung beruhe, während der das Kind seine Triebwünsche und Gefühle unterdrücken musste. Die Triebwünsche wurden in das Unbewusste verdrängt. Sie sind energiegeladen, und weil sie vom Individuum nicht kontrollierbar sind (unbewusst), weichen sie vom ursprünglichen Ziel ab und führen zur Ausbildung von neurotischen Verhaltensweisen. Eine Behandlung kann demnach nur durch ein Bewusstmachen und Durcharbeiten des Verdrängten erfolgen. Seelische Gesundheit bedeutet für Freud demgemäß, dass der Mensch mit Konflikten konstruktiv umgehen kann. Sie bedeutet Ich-Stärke, d.h. das Ich kann ohne große Mühe die Ansprüche des Es, des Über-Ich und der Realität miteinander vereinbaren. Die Persönlichkeit des neurotischen Menschen ist hingegen verformt, sein Verhaltens- und Erlebnisspielraum ist eingeengt. Freud beschrieb vier Hauptformen neurotischer Deformierung:
Häufig wird der Begriff Neurose nur noch für die vier klassischen Formen des gestörten Erlebens und Verhaltens nach S. Freud verwendet: Phobie, Zwangsneurose, Hysterie und Depression. Die Ausformungen von Sigmund Freud über die verschiedenen Neuroseformen sind immer noch aktuell. Unter Aktualneurose versteht Freud jene Reaktionen des vegetativen Nervensystems, die in starken Belastungssituationen erfolgen, die also sozusagen "reale" Ursachen haben. Verdrängte Gefühls- und Triebregungen, die abweichendes Verhalten verursachen, sind nach ihm für die Psychoneurosen charakteristisch. Sie sind für das Individuum ungewollte Kompromisslösungen: Der Trieb kann sich nicht uneingeschränkt oder offen äußern, er ist jedoch weiter verhaltenswirksam und führt zu einer Ersatzbefriedigung. Zu den Psychoneurosen zählt Freud u.a. die Hysterie (von Freud auch Konversionsneurose genannt, da hier die verdrängten Inhalte unmittelbar in den körperlichen Bereich überwechseln), die Zwangsneurose (Anankasmus; der Mensch kann sich von den ihn ständig bedrängenden Ideen nicht lösen), die Phobie (gekennzeichnet durch eine auffallend große, den Gegebenheiten völlig unangemessene Angst des Menschen). Freud hat die Phobie auch Angsthysterie genannt und sie von der Angstneurose abgegrenzt. Ein Phobiker schränkt zwar seine Angst auf einen bestimmten Bereich ein, jedoch bringt ihm das meist nicht viel Erleichterung, denn er muss ständig damit rechnen, einem Angstobjekt zu begegnen. Die angstbesetzten Objekte haben nach Freud einen symbolischen Sinn, denn sie sind als Ersatzobjekt meist dem eigentlichen Ziel des unterdrückten Triebes ähnlich. Mit Angstneurose wird eine allgemeine, immer wiederkehrende Ängstlichkeit bezeichnet. Die Angst ist allgegenwärtig, "frei flottierend" (nicht fassbar) und hat plötzliche somatische Beschwerden zur Folge. Solche Angst wird als Ausdruck eines unbewussten Konfliktes gedeutet. zurück zu Freuds Psychoananalyse
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