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FREUDS PSYCHOANALYSE
Freuds PersönlichkeitsmodellMit seinem topischen Modell versucht Freud zu veranschaulichen, zwischen welchen Teilen des psychischen Apparates Energien umgesetzt werden. Nach Freud sind dies drei Systeme: Unbewusst, Vorbewusst und Bewusst. Das Bewusste umfasst Reize der unmittelbaren Wahrnehmung und momentan erlebte Gedankenabläufe, also manifeste Bewusstseinsinhalte, die jederzeit abrufbar sind; diese Inhalte sind aufgrund von Erfahrungen evident. Zum Vorbewussten gehört alles das, was zwar nicht ad hoc bewusst ist, aber ohne besondere Anstrengung ins Bewusstsein treten kann, also bewusstseinsfähig ist. Auch einmal gewusste und zurzeit vergessene Inhalte rechnen wir zum Vorbewussten. Diese Inhalte sind zwar dem Bewusstsein entschwunden, jedoch bei einsprechender Wiederholung und Übung aktualisierbar. Die psychischen Inhalte des Unbewussten sind nicht direkt transparent, sondern nur über die Auswirkungen der Bewusstseinsvorgänge erschließbar. Zu unterscheiden sind: Inhalte, die nie bewusst werden und Inhalte, die verdrängt werden. Die Psychoanalyse nimmt an, dass die aus dem Bewusstsein verdrängten Gefühle bzw. Wünsche die Ursache vieler psychischer Reaktionen - und zwar normaler Reaktionen (Fehlleistungen, Träume) als auch psychischer Störungen (Neurosen) - sein können. Ab 1920 hat Freud die Systeme Bewusst, Vorbewusst und Unbewusst durch die Instanzen Es, Ich und Über-Ich ergänzt bzw. modifiziert. Das Es ist die ontogenetisch älteste der psychischen Instanzen. Es repräsentiert die Triebseite der Persönlichkeit, ist unbewusst und strebt nach einer unmittelbaren und vollständigen Abfuhr der Triebenergie (= Lustprinzip). Diese unbewusst ablaufende, ohne die Einschaltung des Denkens und des Ichs gelungene Abfuhr der Triebenergie nennt Freud "Primärvorgang". Im Sinne des Realitätsprinzips, unter Beachtung von Bedingungen und Anforderungen der Außenwelt, versucht das Ich mit Hilfe des Denkens und anderer Funktionen und Fähigkeiten die noch freie, d.h. durch den Primärvorgang nicht in die Lust umgewandelte Triebenergie umzuwandeln und abzuführen. Diesen Prozess nennt Freud den "Sekundärvorgang". Das Ich muss mit seinen Fähigkeiten und Funktionen zwischen Es (Triebansprüche, Wünsche, Luststreben) und Über-Ich vermitteln, Kompromisse finden oder für realitätsgerechte Triebabfuhr sorgen. Notfalls muss das Ich Abwehrmechanismen einsetzen. Das Über-Ich besteht aus verinnerlichten Normen und Werten und hat die Funktion des "Richters" und "Wächters" übernommen. Es lässt sich aufgliedern in das "Moral-Ich" (= in etwa Gewissen) und das "Ideal-Ich" (= in etwa die Erwartungen an das Selbst, Idealvorstellungen, Anspruchsniveau an das eigene Handeln). Das Über-Ich lässt sich dem Bewussten, Vorbewussten und Unbewussten zuordnen. Freuds Theorie der TriebeFür Freud besteht das Wesen des Menschen in Triebregungen, die auf die Befriedigung von Bedürfnissen zielen. Er postuliert zwei Grundtriebe, und zwar den Eros (Lebenstrieb; dessen Energie nennt er "Libido") und den Destruktions- oder Aggressionstrieb (Todestrieb). Das Mit- und Gegeneinander dieser beiden Grundtriebe ergibt nach Freud die ganze Buntheit der Lebenserscheinungen. Freud hat seine Auffassung, dass aus Störungen der Entwicklung der Sexualität einerseits Neurosen andererseits Perversionen erwachsen, Sexualtheorie genannt. Die Darstellung der Libidoentwicklung im Verlauf der kindlichen Entwicklung ist daher eine wesentliche Grundlage der psychoanalytischen Theorie, die zum Verständnis der daraus abgeleiteten psychoanalytischen Behandlungsmethode unentbehrlich ist. Freud hat betont, dass es keine asexuelle, "unschuldige" Kindheit gibt, sondern dass Kinder schon von Geburt an sexuell getönte Lustempfindungen verspüren. Die Entwicklung der Libido, d.h. der sexuellen Energie, wurde von Freud in mehrere Phasen aufgeteilt, die charakteristische Quellen der sexuellen Erregung und Lust aufweisen (Objektbesetzung) und bei Nichtbefriedigung zur Fixierung verschiedener Störungen führen können.
Aufgrund einer gestörten Entwicklung kann es zu verschiedenen Haltungen kommen:
siehe auch Freuds Neurosenlehre Im Laufe der psychosexuellen Entwicklung bilden sich verschiedenste Konfliktmöglichkeiten heraus. Diese Triebkonflikte sind jeweils mit Angstgefühlen verbunden, wobei Freud vier primäre Ängste (Grundängste) unterscheidet. Viele Ängste der Erwachsenen lassen sich laut Freud auf diese Grundängste zurückführen. Zu den vier primären Ängsten gehören:
Gegen alles, was Angst hervorrufen kann, schützt sich das Ich durch Abwehrmechanismen. Details zu Freuds Lehre finden Sie auch auf folgenden Seiten: Entwicklungen der Psychoanalyse nach Freud: Erich Fromm Viktor E. Frankl |